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Website © S. Falkenstein | Berlin 2012 |
Es gibt kein Verständnis von Gegenwart und Zukunft ohne Erinnerung an die Vergangenheit. |
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Das Buch über Anna, meine Spurensuche und Erinnerungsarbeit Annas Spuren Ein Opfer der NS-"Euthanasie" von Sigrid Falkenstein unter Mitarbeit von Prof. Dr. Dr. Frank Schneider
Wie es begann ...
Anna ist meine Tante, die Schwester
meines Vaters. Die Suche nach Spuren ihres Lebens begann erst 2003,
nachdem ich zufälligerweise im Internet auf das »Familiengeheimnis«
gestoßen war.
Anna gehörte zu den vielen Tausenden Opfern von
Zwangssterilisation und "Euthanasie" während der NS-Zeit und
wurde im Rahmen der
Aktion T4 in der
Gaskammer von Grafeneck ermordet. Das Schicksal meiner Tante ist mir sehr nahegegangen. Empörend
fand ich aber auch das familiäre und gesellschaftliche Schweigen
darüber - Erfahrungen, die zur Triebfeder für meine Spurensuche und
Erinnerungsarbeit wurden. Aus dem Vorschautext des Verlags "Per Zufall stößt sie auf ein Familiengeheimnis: Anna war geistig behindert; 1940 wurde an ihr der »Gnadentod« in der Gaskammer von Grafeneck vollstreckt. Als Sigrid Falkenstein den Namen ihrer Tante im Internet auf einer »Liste von Personen, die von deutschen Ärzten ermordet wurden« findet, beginnt sie zu recherchieren: Aus dem Familiengedächtnis, mithilfe alter Fotos und durch das Studium von Patientenakten rekonstruiert sie Annas tragische Lebensgeschichte, um sie gemeinsam mit dem Psychiater Frank Schneider in einen größeren Kontext zu stellen. Annas Tod steht für den Massenmord an etwa 300 000 psychisch kranken, geistig und körperlich behinderten Menschen, die im Sinne der nationalsozialistischen Rassen- und Erbhygiene als »lebensunwert« vernichtet wurden. ... Über ihre persönliche Spurensuche hinaus thematisiert die Autorin den gesamtgesellschaftlichen Umgang mit Zwangssterilisation und „Euthanasie“ von 1945 bis heute. Dabei schildert sie den Weg ihrer Erinnerungsarbeit vom Ruhrgebiet, über Bedburg-Hau und Grafeneck bis hin zum „Euthanasie“ Gedenk- und Informationsort an der Philharmonie in Berlin."
Dank Ohne die grundlegende Arbeit von Ernst Klee hätte ich Annas Weg von der Heil- und Pflegeanstalt Bedburg-Hau in die Gaskammer von Grafeneck nicht nachverfolgen können. Als sich 2011 im Zusammenhang mit meinem Buchmanuskript Fragen ergeben hatten, nahm Ernst Klee sich tatsächlich Zeit für ein längeres Gespräch mit mir. Unvergesslich und eine große Ehre für mich! Das Buch "Annas Spuren" wird heute als Teil seiner Privatbibliothek in der Gedenkstätte Hadamar aufbewahrt, wo der persönliche Nachlass von Ernst Klee archiviert und wissenschaftlich erschlossen wird.
Die anerkennenden Worte von Götz Aly in seinem Buch "Die Belasteten" haben ebenfalls eine besondere Bedeutung für mich. "Es ist an der Zeit, die Ermordeten namentlich zu ehren und ihre Lebensdaten in einer allgemein zugänglichen Datenbank zu nennen. Erst dann wird den lange vergessenen Opfern ihre Individualität und menschliche Würde wenigstens symbolisch zurückgegeben. ... Als eine der wenigen hat Sigrid Falkenstein das verschämte Schweigen im Jahr 2012 gebrochen und in ihrem beeindruckenden Buch »Annas Spuren. Ein Opfer der NS-›Euthanasie‹« das Schicksal ihrer Tante Anna Lehnkering beschrieben, die am 7. März 1940 in der Gaskammer Grafeneck sterben musste." Zitat Götz Aly: Die Belasteten "Euthanasie" 1939 - 1945. Eine Gesellschaftsgeschichte S. Fischer, Frankfurt 2013
Annas Spuren in Einfacher Sprache
Spaß am Lesen Verlag -
Lesen für alle
"Der Spaß am Lesen Verlag gibt Lesestoff für Menschen heraus, denen das (Deutsch) Lesen schwer fällt: zum Beispiel Menschen mit Behinderungen, niedrigem Bildungsniveau oder mit Deutsch als Fremdsprache. Auch sie sollen über Aktuelles oder Wissenswertes mitreden können. Darum schreiben wir in Einfacher Sprache – verständlich für alle!" (Spaß am Lesen Verlag) Kurz nach Erscheinen des Buches schrieben mir Schüler*innen einer Schule für Menschen mit einer geistigen Behinderung: "Wir fanden das Buch gut, spannend und auch traurig. Wir können froh sein, das alle Menschen, auch die mit einer Behinderung, heute ihr Leben leben können und nicht mehr verfolgt werden. Das darf nicht wieder passieren. Wir sind alle Menschen."
Diese Rückmeldung
hat mich sehr gerührt. Hier meine Antwort:
Weitere Gedenkzeichen für Anna
»Wir glauben, dass Gegenwart ohne die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht wirklich zu verstehen ist und Zukunft nicht bewusst gestaltet werden kann. Deshalb ist dieses Stück auch eine Parabel für die Achtung der Menschenrechte, für den Umgang mit dem Anderen und für die Frage nach dem ‘Wert’ eines Menschen. In diesem Zusammenhang spielt die Frage der Abwertung anderer, der Ablehnung von allem, was nicht in die Norm passt, was anders und fremd ist eine bestürzend aktuelle Rolle.« Theater mini-art, Brückenweg 5, 47551 Bedburg-Hau
Die temporäre Ausstellung "Tiergartenstraße 4 - Geschichte eines schwierigen Ortes" verknüpfte die Geschichte der Adresse Tiergartenstraße 4 in Berlin und die bürokratische Organisation der "Euthanasie"-Verbrechen in der Villa mit dem Lebensweg von Anna, die Opfer der "Aktion T4" wurde.
Seit September 2014 gibt es den zentralen und dauerhaften Gedenk- und Informationsort für die Opfer der nationalsozialistischen "Euthanasie"-Morde an der Berliner Tiergartenstraße 4. Annas Geschichte hatte großen Anteil am Entstehen dieses Erinnerungsortes. Ihre Biografie ist eine von zehn, die dort zu lesen sind - ein später Akt der Würdigung und des Gedenkens an alle Opfer.
Am 27. Januar 2017, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, standen erstmalig die Opfer von "Euthanasie" und Zwangssterilisation im Mittelpunkt der alljährlichen Gedenkstunde im Deutschen Bundestag. Angehörige von Opfern und Menschen mit Behinderungen kamen zu Wort.
Auszug aus der Rede
von Sigrid Falkenstein: Was also bleibt außer Gedenken und Trauer? Es ist wichtig, viele Geschichten wie die von Anna, Benjamin und Ernst zu erzählen, denn es sind Einzelschicksale, die abstraktes historisches Geschehen begreifbar machen, im besten Fall die Herzen der Menschen berühren und etwas in den Köpfen bewegen. Ich erzähle Annas Geschichte, damit wir genau hinsehen, hinhören und widersprechen, wenn einzelne Menschen oder Gruppen nach ihrer Nützlichkeit, nach ihrem vermeintlichen Wert oder Unwert bemessen werden. Da geht es nicht nur um behinderte Menschen oder kranke Menschen. Ich erzähle Annas Geschichte, weil sie uns Orientierung geben kann bei der Gestaltung einer Gesellschaft, die Respekt hat vor dem Leben in all seiner Verschiedenheit und Unvollkommenheit. In diesem Sinne möchte ich schließen mit den Worten von Max Mannheimer, einem Überlebenden der Schoah, der im letzten Jahr verstorben ist: "Ihr seid nicht verantwortlich für das, was geschah. Aber dass es nicht wieder geschieht, dafür schon." Rede von S. Falkenstein (PDF) Video
Erinnerung an Anna in GB Weltweit wird am 27. Januar der Holocaust Memorial Day begangen. In Großbritannien wird im Rahmen des Holocaust Gedenkens an die Opfer der NS-"Euthanasie" erinnert - darunter auch an Anna Lehnkering.
"Today we remember Anna Lehnkering
who was murdered by the Nazis because she had a disability. Watch
and share our film to ensure the experiences of Anna, and all
disabled people murdered by the Nazis, are not forgotten."
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